Vollbracht und doch nicht vollendet. Wer kennt es nicht, das Herzrasen, was einen zum Rücktritt zwingen will?

In meinen jüngeren Jahren habe ich mich davon mehr beeinflussen lassen.

In der Schulzeit hätte ich mich lieber hinter der Tafel versteckt, als davor ein Gedicht oder Ähnliches vortragen zu müssen. Die Ohnmacht war mir stets näher als eine gute Präsentation.

Vielleicht gibt das einen kleinen Einblick in mein Seelenleben vom vergangenen Samstag (28. Oktober 2023).

Monate der Vorbereitung lagen wieder hinter uns.

Ich saß hinter der Bühne in der Künstlergarderobe. Die einleitenden Worte von der Vereinsvorsitzenden, Frau Holste-Hoffman und unserem Moderator, Tim Krchov waren gesprochen. Sven Tasch, der Pianist ging zum Flügel und legte seine Finger auf die Tasten. Wie auf Kommando stieg eine beeindruckende Magie im Bürgersaal des historischen Rathauses auf. Absolute Stille im Publikum – nur die Klavierklänge und mein rasendes Herz schienen hörbar…Minuten, die nicht enden wollten. Mein “altes Ich” suchte unruhig den Ausgang, aber mein “neues Ich” stand mit Vorfreude hinter der schweren Tür und wartete auf den einen Moment… Der Flügel verstummte und ich trat hinaus auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

Da war er, der Augenblick, der mich wieder zum Leben erweckte.
Ruhe kehrte ein, die Farben und die Leinwand fingen an, mit mir zu reden. Ich war angekommen.
Getragen von der Musik, hatten die Zweifel keine Daseinsberechtigung mehr – kein Platz zwischen der Malerei und meinem Herz.
Hier war der Ort, der mir Geborgenheit schenkte.

Ich tauchte Pinsel und Spachtel in die Farben und sie fanden den Weg auf die Leinwand. Die graue Fläche wurde von der Unscheinbarkeit befreit. Ein knalliges Blau legte sich neben ein grelles Gelb – nur eine Ahnung der Entstehung zeigte sich dem Publikum.

Während der Pause kamen die ersten Fragen, wen oder was ich darstellen möchte.

Nach weiteren 40 Minuten verstummte die Musik und meine Hände, Pinsel und Werkzeuge hatten die Arbeit getan. Der Raum füllte sich mit Applaus des Publikums.

Es war vollbracht…Farben, Klänge, Erinnerungen – all das vereinte sich mit meinem tiefen Gefühl der Zufriedenheit.

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