„Als das Bild laufen lernte“

Dies konnten am letzten Samstag zu einem wahren Kunsterlebnis viele Interessenten in der Carpinteria in Worbis ersehen, erhören und live erfahren.

Klaviermusik und Malerei vereint und ab in die Kunst geschickt; was von raffinierten Daseinspositionen erst einmal vielleicht nur als

fixe Idee gemeint sein könnte, wurde zu triumphalen Highlight’ s, eines nach dem anderen, die sich durch künstlerische Anstrengungen von Kerstin Woyke Pereira (Malerei und  Sven Tasch (Musik) auszeichneten. Das gespannte Publikum honorierte es mit Freude, Wonne und genaustem Beobachten.

Der Pianist, Komponist und Autor Sven Tasch hat richtig aufgefahren, in sich dreigeteilt, hat er aus seinen inneren, versteckten Begabungen die Zutaten zusammen geholt, um seine verschiedenen Kompositionen (dabei eine Uraufführung) meisterhaft zu spielen. Seine einleitenden Worte, zu den jeweiligen Solostücken, immer wieder Tasch’ se  Lebensphasen vertont deklamierend: sprechen von Einsamkeit, Neubeginn, Verloren sein, von Frohsinn, verlockender Einsamkeit, von Zukunftsphantasien- die ihn selbst und uns alle zu berauschen vermochten…meisterhaft ähnlich in körperlich grazilen, atemberaubenden Bewegungen am Flügel vor 150 Jahren seine treuen Zuhörer zu höchstem Rausche verführt wusste;  machte  Sven Tasch allen Zauber locker, um ihn reichlich zu verschenken, so verschwand er zauberhaft als Pianist in das Klavier, um ihm als König majestätisch zu entsteigen.

Aus all diesen erhabenen, auch sakralen Klängen, als virtuoses Phänomen konzertiert, nimmt sich zu dieser abendlichen Stunde die Malerei: Was sie braucht! Ein solches Angebot lässt sie sich nicht entgehen, zumal sich die Töne, sie verhallen ja einer nach dem andere, gescheit in die Pinsel und auf die Palette festschreiben müssen. Kerstin Woyke Pereira geht dem Musikfluidum aus dem Klavier „beschaulich offen“ entgegen und lässt ihre Seele ordentlich voll spielen: Ihre genial gezauberten Farben beginnen Noten ähnlich die Leinwand zu besingen, dabei verrät die Grundstruktur dem Zuschauer überhaupt noch nicht: was ihr Pinsel natürlich weiß, zu minderst ahnt er es. Kerstin Woyke Pereira zieht die Fäden zusammen, schließ Knoten, die keiner bemerkt, baut gedankliche Kreisverkehre aneinander, sperrt Einbahnstraßen ab und lässt natürlich „Rampen“ organisiert frei, für die zeitnah ständig neue nachwirkende Musik, die ihr geliefert wird, denn die Töne reißen nicht ab.

Der Zuschauer denkt: wie macht die Malerin das nur (?), wie soll der Zuschauer die gehörte Musik in der Malerei wiedersehen können: „Wie verhält sich die Musik im Einklang mit der Malerei“?
Die Künstlerin weiß sich (in solchen Situationen) weit ab von allem und jeglichem in eine eigene, in ihre Sphäre versetzt.
In einem Interview sagt Sie dazu:“ Die Malerei ist ein Kosmos, in dem ich mich vollständig ausdrücken kann“!
Die Farbkompositionen nehmen Melodie, nehmen Rhythmus auf, das Bild wird mehrmals umgesetzt, Bewegung ist immer auch eine Philosophie, die produziert.

Mann und Frau sind noch gar nicht vereint, Mutter und Vater können demzufolge noch gar nicht wirken: Da wiegt Kerstin Woyke Pereira in der Kunst das Kind schon wohl wissend perfekt auf ihrem Arm. Daher wird auch genau das Arrangement der Farben in ihren Formen, Zeichen und Versprechungen genial in seiner wiederkehrenden Schöpfung festgehalten; somit ermuntert uns die Künstlerin abwegige, längst überholte Grenzen zu sprengen; was nicht heißt: sie zu vergessen, sondern als Warnung in uns zu behalten. So hat das gesamte  Kunstmanöver an jenem  Abend in dieser Vernissage auch gleich eine hoch empfindsame Historie in sich: nämlich entstandene Metaphern, gescheit und glücklich in ihren Konstellationen, für den einen oder anderen schon als das endliche perfekte Ensemble gestaltet, müssen wieder neuen Malideen weichen; das Klavier hört nicht auf zu konzertieren ……natürlich; parallel genau wie im Leben auch, immer wieder. Das sicherlich ist die KUNST, die das „Herausgehobene“ erkennt und nicht nur als solches stehen lässt, sondern als Grundlage für etwas Neues, Einmaliges favorisiert und als Phänomen weiterdenkt.

Das Bild: Am Ende eine Landschaftsfolge, die wirkt: Dir, Mir und Uns: ist sie Nachbar; wir werden in ihr Mitbewohner und stehen nicht nur nutzlos davor: das Bild erzeugt Treue, die wir gewillt sein sollten  anzunehmen; gehen wir pflichtbewusst und kameradschaftlich in die Natur hinein, wie die Landschaft freundlich aus diesem Bild heraus zu uns kommt !

Kerstin Woyke Pereira und Sven Tasch sind sehr vielversprechende Künstler, die mit reichen Gaben besonders begnadet beschenkt und von dem guten Willen beseelt sind, uns Zuschauern davon hören, sehen und uns daran erfreuen zu lassen. Geben wir Obacht und sind wir dankbar dafür und freuen uns solcher Talente. Es war ein sehr ergreifender Abend.

Vielleicht sind Musik und Malerei doch Zwillinge (mit „M“ ) fangen sie ja schon beide an: aber das muss erst noch genau erforscht werden; diese beiden Künstler jedenfalls; haben uns dazu  ein ganzes gutes Stück weiter gebracht.

Worte von Markus Ziegner